(Wie Attila am Morgen nach den Verhandlungen, von denen er gar nichts wusste, wieder erwachte und sich die Reiter vor seiner Jurte versammelt hatten)
Als er wieder erwachte. Als er wieder erwachte, hatten sich die Reiter vor seiner Jurte versammelt. Die Pferde weideten und machten insgesamt einen ruhigen Eindruck. Gesammelt. Aufbruchbereit. Gefasst. Die Männer standen in kleinen Gruppen um ihre Lagerfeuer, kauten Kautabak und machten schon einmal auf furchteinflössend. Hagere, muskelbepackte Kerle, die vier Monate ohne Sex, zwei Wochen ohne Nahrung, acht Tage ohne Wasser und vier Tage ohne Schlaf auskommen konnten, ohne schlecht übereinander zu reden oder die Gewerkschaft einzuschalten. Sie waren Söhne des Windes.
Sie hatten sich die Schädel rasiert und nur am Hinterkopf einen einsamen, dünnen Zopf stehenlassen, der beim wie-ein-trockener-Wind-über-die-Steppen-Reiten im Genick flattern würde. Ein Flattern, das jeweils in die Richtung weisen würde, aus der sie gerade kamen.
Es wurde kaum gesprochen. Höchstens daran, dass ab und zu einer unvermittelt loslachte, hätte ein aufmerksamer Zeuge der Szenerie erahnen können, dass sich hier etwas anbahnte, worüber sich später zu berichten lohnen würde. Was sich hier zusammenbraute war ein Sturm. Ein gewaltiger Sturm, wie ihn die Welt noch nie gesehen hatte und kein zweites Mal sehen würde. Ein grossflächiger Sturm. Einer, vor dem es kein Entrinnen geben würde. Ein kaum lenkbarer, den zu lenken er auserkoren worden war. Er, Attila. Sohn einer Sanftmütigen und eines Zauderers. Keine 17 Jahre alt. Ein ungeschliffener Teig. Ein Gedichte lesender Gelegenheitsplünderer. Ein notgedrungener Rohling. Ein so nie gemachtes Versprechen. Ruhig wie ein Stein.
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