Wahrscheinlich gibt es das schon. Und ich sage nur „wahrscheinlich“, weil ich es nicht weiss und zu faul bin, mich kundig zu machen. Sicher gibt es das schon. Ein Museum für Schatten. Es gibt heute schon alles. Also ganz sicher auch ein Museum für Schatten. Mehrere davon. Wahrscheinlich sogar eine europäische Vereinigung der Schattenmuseen und eine Gewerkschaft der Schattenkuratoren. Ein linkes, lichtscheues Gesindel.
Was mir im Kopf herum geht, ist auch weniger ein Museum, in dem man herumgehen könnte. Es ist mehr eine Werkschau des Lichts.
Was mir vorschwebt, ist leicht. Es trägt Züge eines Museums, aber es ist mehr und etwas anderes, weniger und kostet keinen Eintritt. In ein Museum werden Dinge gestellt, die es nicht mehr gibt, die selten oder besonders sind. Schatten gibt es überall und immer wieder neue, sogar im Nachtschattengewächshaus. Sie sind nichts Besonderes. Schatten werfen kann jeder. Es ist keine Garderobe, wo man Schatten abgeben kann, seinen und den seiner Begleiterin. Es ist auch kein Rückzugsraum, wo man sich neu sammeln kann, wenn die Polizei Schattenwerfer eingesetzt hat. Hör mit den Wortspielen auf.
Worauf ich hinaus will, ist ein dünner Ast. Richard Brautigan erzählt in einem seiner Bücher die Geschichte des Archivs unveröffentlichter Literatur. Autorinnen und Autoren können ihre vom Verlag zurückgewiesenen Manuskripte hinbringen. Sie werden dort freundlich in Empfang genommen, katalogisiert und sorgfältig aufbewahrt. Eine wunderbare Idee und ein echtes Bedürfnis.
Schatten werden in der Regel nicht zurückgewiesen. Sie landen auch nicht im Papierkorb, wenn man sie unaufgefordert schickt. Trotzdem scheint mir, es müsse etwas unternommen werden. Wie wäre es also, wenn ich ein Schattenarium eröffnen würde auf meinem Blog?
Ihr könntet mir Bilder von Schatten schicken, die ich ins Schattenarium stellen würde. Schatten von Menschen. Schatten von Tieren. Schatten von Pflanzen. Schatten von Dingen.
Brautigan würde sich freuen. Sein Schatten wurde viel zu früh genommen.
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