Das Gürtelrüss gehört zur sozialzoologisch schwer fassbaren Familie der Limbobilen und wirkt meistens abwesend bis apathisch. Es kann praktisch überall überleben, wo genügend Pausen gewährt werden und der Leistungsdruck nicht zu hoch ist. Für die Nahrungsaufnahme zieht es sich in verborgene Winkel zurück. Da seine Verdauung die Nahrung restlos absorbiert und verwertet (mit Ausnahme eines nach frischen Ledergurten riechenden Gases, welches es zwei Tage nach der Mahlzeit durch seinen kurzen Rüssel abgibt) und man somit auch nicht aufgrund von Kotfunden Rückschlüsse auf seine Nahrung ziehen kann, ist bis heute nicht bekannt, wovon sich das Gürtelrüss ernährt. Gürtelrüsse sind trotz ihrer zur Schau gestellten Teilnahmslosigkeit im Grunde sehr gesellige Tiere. Am liebsten spielen sie Domino oder einfache Versionen von Trivial Pursuit mit ungefähr gleichgrossen Tieren, die sie in den letzten Ferien kennengelernt haben. Wenn ein Gürtelrüss ein Spiel gewinnt, kann es ohne weiteres die ganze Nacht durchtanzen und den unterlegenen Spielgefährten am nächste Morgen geduldig und hingebungsvoll das Fell lecken. Forscher haben daraus den Schluss gezogen, dass die oberflächliche Apathie dem Gürtelrüss lediglich zur Tarnung dient, um auf uninteressante Zeitgenossen langweilig zu wirken und sie zum Weitergehen zu veranlassen.
(zitiert aus Walters Tierleben, 4. Auflage, Hirnfort am Main, 1975)
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